Geschichte und Entwicklung der Beweissicherung

Die ersten Anfänge der bautechnischen Beweissicherung (auch genannt Beweissicherungsverfahren) gehen zurück bis in die 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts.
Während dieser Zeit erschien es im Berliner U-Bahnbau infolge einer ganzen Reihe baubedingter Neuschäden an der Nachbarbebauung sinnvoll, die gefährdeten Bauwerke entlang der U-Bahntrasse vor Baubeginn auf vorhandene Altschäden sachverständig zu untersuchen und diese protokollarisch zu dokumentieren.

Bei diesen noch verhältnismäßig oberflächlichen, dennoch sehr personalaufwändigen Bauwerksuntersuchungen waren anwesend

  • der Vertreter des Bauherrn
  • der Vertreter der ausführenden Bauunternehmung
  • der Vertreter des Haftpflichtversicherers
  • der Sachverständige
  • der Fotograf des Sachverständigen
  • eine Sekretärin des Sachverständigen
  • der betroffene Hauseigentümer
  • der Hausverwalter
  • der Hausmeister
  • die einzelnen Mieter

Das Gebäude wurde gemeinsam begangen, wichtig erscheinende bautechnische Gegebenheiten und ins Auge fallende Schäden wurden gemeinsam untersucht und erörtert. Im Anschluss daran diktierte der Sachverständige seiner Sekretärin die besprochenen nennenswert erscheinenden Schäden und sonstigen Besonderheiten als Stenogramm und gab seinem anwesenden Berufsfotografen (mit Stativ und Verdunkelungshaube) Anweisung, welcher Bauteil bzw. welcher Schaden in welcher Form zu fotogarfieren war. Das aus der gemeinsamen Begehung entstehende bebilderte Beweissicherungs-Protokoll wurde nach Fertigstellung den Verfahrensbeteiligten zur Durchsicht und Gegenzeichnung überlassen und sodann zu den Akten gelegt.

Erst in den 60er Jahren, als die Deutsche Bahn (früher Deutsche Bundesbahn) und verschiedene deutsche Großstädte mit dem Bau unterirdischer Massenverkehrsmittel begannen, wurde das Beweissicherungsverfahren (BSV) sozusagen wiederentdeckt und in den folgenden Jahren Schritt für Schritt weiter entwickelt. Zunächst knüpfte man an die personalaufwändige Berliner Beweissicherung an, verschlankte diese jedoch in den Folgejahren. Die ersten noch sehr unkomfortablen, tragbaren Tonbandgeräte in sperrigen Tragetaschen ersetzten zunächst einmal die teure vor Ort mitstenografierende Sekretärin; darüber hinaus ersetzte die automatische Spiegelreflexkamera schlussendlich dann auch den kostspieligen Berufsfotografen.

Im Lauf der Jahre verabschiedeten sich auch die ursprünglich ständig präsenten Vertreter der Bauherrschaft, der ausführenden Bauunternehmung und des Bauhaftpflichtversicherers. Schließlich wurde der erfahrene und geübte Beweissicherer vor allem aus wirtschaftlichen Gründen zum „Einzelkämpfer“. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, arbeitet der erfahrene Beweissicherungsingenieur heute überwiegend eigenständig; insofern ist ein uneingeschränktes Vertrauensverhältnis zwischen Bauherrn und Beweissicherungsingenieur unerlässlich.

Nur der bereits mehrjährig tätige auch in die nachfolgende Schadensabwicklung (bzw. die sachverständige Bearbeitung der Schadensersatzforderungen betroffener Anlieger) eingebundene Beweissicherungs-Ingenieur lernt im Lauf der Zeit die Beweissicherung derart zu gestalten bzw. präzise zu ergänzen, dass damit sämtliche ungerechtfertigten Schadensersatzforderungen betroffener Anlieger – und das sind nicht wenige – erfolgreich abgewehrt werden können.

Das Ingenieurbüro Freystedt ist seit Anbeginn der modernen Beweissicherung, d.h. seit Ende der 60er Jahre, mit der Gestaltung und vor allem der Weiterentwicklung der Beweissicherung befasst. Im Verlauf der ersten Jahre, die in Sachen Abwehr von Schadensersatzforderungen nicht immer hervorragend verliefen, entwickelte das Büro Freystedt sukzessive, aufbauend auf den zunächst z.T. noch unvollständigen bzw. lückenhaften örtlichen Erhebungen, die ergänzende Hinzunahme einer Reihe unverzichtbarer Zusatzbeschreibungen. So werden seit dieser Zeit – ausnahmslos – ergänzend Fenster- und Türproben auf Freigängigkeit vorgenommen; darüber hinaus werden sämtliche Fliesenbeläge sachverständig auf feste Untergrundhaftung überprüft; auch kommt die Nennung und Quanitifizierung nachgebender Fußböden sowie die Erhebung und Quantifizierung der teilweisen Nichteinsehbarkeit von Räumen bzw. Raumteilen hinzu. Zum Zweck der Nachvollziehbarkeit bzw. Benutzerfreundlichkeit ist schließlich auch das Zeichnen von durchnummerierten Stockwerksgrundrissen und Fassadenskizzen fester Bestandteil der Beweissicherung des Ingenieurbüro Freystedt; hinzu kommt darüber hinaus die versicherungstechnisch wichtige Erhebung und Protokollierung des Datums der letzten Renovierung zum Zweck der Ermittlung bzw. des versicherungstechnisch überaus wichtigen Abzugs des Wertvorteils „neu für alt“.
Diese zusätzlichen Erhebungen und Ergänzungen erscheinen zunächst zwar unverhältnismäßig zeitaufwändig, sind jedoch im Schadensfall sozusagen „Gold wert“, da vor allem mit diesen detaillierten Beschreibungen überhöhte Schadensersatzforderungen betroffener Anlieger auf das berechtigte Maß korrigiert bzw. zurückgeführt werden können.
Derart überzogene, zumeist auch anwaltlich vorgetragene Schadensersatzforderungen von nicht selten mehreren 100.000 € können mit Hilfe der Präzisionsbeweissicherung in aller Regel auf 10.000 € oder weniger berichtigt werden. Darüber hinaus können mit Hilfe der präzisierten Beweissicherung sehr häufig auch kostenträchtige Gerichtsverfahren vermieden werden. Der Mehraufwand für die präzisierte Beweissicherung erscheint aus dieser Sicht von untergeordneter Bedeutung.

Wesentlich zur Weiterentwicklung der Beweissicherung durch das Ingenieurbüro Freystedt trug die Tatsache bei, dass einige Großversicherer wie

Lloyd’s London = größte Versicherung der Welt
Münchner Rück = größte Rückversicherung der Welt
Allianz AG= größte Versicherung Europas

sowie auch eine ganze Reihe anderer Versicherungen unser Büro nach erfolgter Beweissicherung auch mit der anschließenden gutachterlichen Ermittlung bzw. Bewertung von Schadensersatzforderungen beauftragt haben. Etwa noch vorhandene Schwächen und Lücken der (vorsorglichen) Beweissicherung wurden im Zusammenhang mit diesen Begutachtungen erkannt und konnten somit bei späteren Beweissicherungen entsprechend berücksichtigt werden. Ohne von uns vorgenommene häufig auch auf fremden Einfach-Beweissicherungen aufbauenden Schadensbegutachtungen wäre vom Ingenieurbüro Freystedt das Fehlen wichtiger Detailbeschreibungen bei der Beweissicherung wohl nicht (oder zumindest nicht vollumfänglich) erkannt worden und hätte somit bei der Weiterentwicklung der Präzisionsbeweissicherung nicht berücksichtigt werden können.